7/11/2021 0 Comments Leben mit einem Vulkan
An dem Sonntagmorgen, dem 19.9.2021, war eigentlich so weit alles normal. Touristen sind zu ihren Ausflügen gestartet, Familien an den Strand, Freundesgruppen zum Barbecue, und die Taucher zum tauchen. Sonntag eben. Ich war tauchen, Rebreather lernen in Puerto Naos. Es wurde erzählt, dass oben in Las Manchas die Leute evakuiert werden, die sich nicht selbst bewegen können. Na ja, Vorsicht ist ja bekanntlich gut. Also waren wir wie einige andere tauchen, und als einzige haben wir noch einen zweiten Tauchgang gemacht. Beim Abtauchen war der Strand voll, im Restaurant wurde Essen serviert, nur die viele Polizei war auffällig. Um 15:10 sind wir abgetaucht. Als wir 70 Minuten später zurück waren, hatte sich der Strand und die ganze Insel nachhaltig verändert: Um 15:12 ist der Vulkan ausgebrochen. Das Bild, das sich uns bot, war wie aus einem Weltuntergangsfilm - der Strand war leer, das Restaurant auch, niemand, wirklich niemand war noch zu sehen. Ein Handtuch lag irgendwo, eine Badehose, aber die Schirme waren eingeklappt, die Stühle übereinandergestapelt, Puerto Naos war leer. Nur eine Stunde hat die komplette Evakuierung gedauert, und wir sind als eins der letzten Zivilfahrzeuge aus dem Ort gefahren - nur noch Polizei fuhr noch mal die Straßen ab. In einer unglaublichen Geschwindigkeit waren die ersten 3000 Menschen evakuiert, Touristen aus Puerto Naos auf andere Inseln umgebucht, und eine große Hilfewelle war in Gang gebracht. Sachspenden kamen schneller als sie sortiert werden konnten, die ersten Spendenkonten waren eingerichtet, und die Leute wurden untergebracht. So etwas läuft einfach auf La Palma - was bei jedem Waldbrand geübt wird, und was auch durch Corona getragen hat, das lässt sich auch auf einen Vulkan anwenden. Seitdem ist La Palma die Insel mit dem Vulkan, und es spricht sich langsam rum, wo das überhaupt ist, dieses La Palma. Wir kennen uns hier derweil alle ganz gut mit Vulkanen aus. Dieses Ding, Tajogaite würden die meisten ihn gerne nennen, spuckt und speit überhalb von Las Manchas. Immer wieder öffnen sich neue Schlote, immer wieder sucht die Lava sich neue Wege. Wie eine große Walze schieben sich glühende Felsmassen durch Siedlungen und Orte - Todoque, La Laguna, Tajuya.... Sie schluckt Häuser, Bananenplantagen, Ferienwohnungen, und die Asche legt sich über die ganze Insel. Wer ier lebt, hat inzwischen viel über die verschiedenen Größen der Brocken gelernt, die der Vulkan spuckt: Nicht bur beeindruckende Aschewolken von Feinstaubgröße bis zu grobem Sand, sondern auch das etwas größere Lapilli, die enormen Lavabomben - und manchmal nimmt der Lavastrom meterhohe Brocken mit. Und wir kennen uns jetzt aus mit der Explosivität, mit strombolianischen und hawaiianischen Typen, mit Gasen und Messwerten..... Und wenn man so über die INsel fährt, sieht man plötzlich überall Vulkankrater. Wirklich, überall. Das Aridanetal hat sich derweil in Mordor verwandelt, aber der Norden, Süden und Osten der Insel sind nur ab und an von etwas Asche betroffen. Man spürt die Beben - 3,8, 4,2 oder doch stärker? Jeden Morgen als Wecker, eine Weile lang so regelmäßig, dass man schon dachte, der Vulkan würde Tageszeiten kennen. Auch das Schlaflied kommt vom Vulkan: Wie ein wütender Drache faucht er, mal lauter, mal leiser - aber immer weit hörbar. Meistens bsi unten in Fuencaliente. Klingt schlimm, aber an all das gewöhnt man sich recht schnell. Lebbe geht weida, muss es ja. Taucht ihr trotzdem? Ja, klar. Hier unten ist das Meer so wie immer - vielleicht sogar mit etwas mehr Fisch, aber das kann auch einfach saisonal sein. Vom Vulkan ist unter Wasser nichts zu spüren, deshalb gehen wir schon fast normal tauchen. Nur fast normal, weil nicht alle Tauchplätze offen sind: Der ganze Westen nördlich von Fuencaliente ist nicht erreichbar, La Bombilla und Puerto Naos sind evakuiert. Wir bleiben also im Süden und Osten. Und weil es manchmal Asche regnet - wenn es viel ist, machen wir auch lieber zu, das macht keinen Spaß. Und manchmal, ganz selten, weil wir keine Luft mehr in den Flaschen haben: Die Luft kann mal so viel Schwefel oder so viel Feinstaub enthalten, dass wir lieber doch nicht mehr füllen. Und dann tauchen wir auch nicht immer, wenn wir keine Gäste haben - und das passiert leider, weil die Flüge nicht zuverlässig gehen und Leute dann nicht so gerne auf eine Insel kommen. Aber meistens läuft es bei uns ganz normal weiter. Wir tauchen, wir bilden aus, wir bilden uns weiter. Und wer die kleinen Unpässlichkeiten bei der Anreise in Kauf nimmt, kann nicht nur fantastisch und sehr individuell betreut tauchen, sondern auch noch den neuesten aktiven Vulkan besuchen gehen. Und später dann an dem Tauchplatz tauchen, der gerade neu entstanden ist: Die neue Fajana wird ganz sicher ein fantastischer Spot, jetzt schon hat die Lava Tiefen von über 40m erreicht. Was La Palma durch die unterschiedlich schweren Schäden hindurch eint: Wir fegen die Asche weg. Das Asche fegen ist zu einem Synonym dessen geworden, was so alles zu erledigen ist auf der Insel: Weiterarbeiten, wer kann. Schäden beseitigen, wer kann. Neu aufbauen, wer kann. Aber alle, wirklich alle, fegen Asche. Kein Ort auf der Insel ist davon verschont geblieben, und wir alle packen an, damit mit Covid und nach dem Vulkan La Palma so liebenswert bleibt, wie es immer war. Kann man etwas tun?
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Mysterium ITC: IN 9 Tagen Tauchlehrer:in
Über den Kurs selber erfährt man meistens nur recht allgemeine Floskeln. Natürlich kann man nicht alles vorweg nehmen - aber vielleicht kann dieser Beitrag ein wenig helfen, sich eine konkretere Vorstellung von diesem Kurs zu machen. Und vielleicht hilft er auch bei der Diskussion um Kriterien, was einen guten ITC ausmacht. Und was wird in dem Kurs konkret gemacht?Der Kurs selber besteht aus drei Teilen: Vorträge anhören, Vorträge halten und Unterrichten im Wasser üben. Die Vorträge oder Theorieeinheiten sind als Ergänzung zu dem gedacht, was Du vorab schon gelesen hat. Was da genau passiert, kann sehr unterschiedlich sein. Wenn es dumm läuft - also dumm für diejenigen, die sich vorbereitet haben - steht da jemand und geht eine Powerpoint-Präsentation mit genau dem durch, was du schon gelesen hast. Mit etwas Glück kommt da ein bisschen echter Nährwert, zumindest mal ein paar Erfahrungsberichte dazu, manchmal aber auch nicht. Aber wenn es gut läuft, wirst du in dem Teil das erfahren, was du brauchst, um das Manual in die Praxis zu bringen. Du wirst selbst überlegen, wie du deine Kurse organisieren kannst, unterschiedliche Konzepte diskutieren, Verkaufsstrategien entwickeln, die so wenig wie möglich nerven, und eine Menge Praxistipps einsammeln können. Der andere große Teil im Trockenen sind kleine Vörträge von allen Kandidat:innen, jeweils zu einzelnen Abschnitten aus den Kursen, die ihr danach unterrichten dürft. Es sind immer nur kleine Ausschnitte, aber wir üben damit, wie man eine nette Präsentation hinbekommt. Auch hier hängt die Qualität stark vom jeweiligen Trainer ab: In manchen Kursen lernt ihr ein paar Formulierungen, mit denen man durch die Prüfung kommt, in anderen bekommt ihr jede Menge Ideen mit, wie man die Lernenden selbst aktivieren kann und echtes Interesse weckt. Geprüft wird am Ende ein Microteaching (dazu gleich mehr), aber idealerweise lernt man fürs reale Leben noch ein bisschen mehr. Im Wasser werden dann Ausildungssituationen simuliert. Jede Kandidatin schlüpft in die Rolle der Tauchlehrerin, des Assistenten oder eines Schülers, jeder kommt in jede Position. Dabei werden jeweils einzelne Skills geübt, Fehler eingebaut und korrigiert. Wenn man für den Kurs etwas mehr Zeit hat und einplant, etwas Erfahrung vorab zu sammeln, kann man das auch mal mit echten Anfänger:innen probieren - noch unter Aufsicht, natürlich. Wer die Chance dazu hat, sollte sie nutzen: So sinnvoll die Übungen sind, so überraschend ist doch auch die unglaubliche Vielfalt an Fehlern die echte Anfänger machen. Gemeinsam mit einer erfahrenen Tauchlehrerin, die im Zweifel mithelfen kann, macht man diese ersten Schritte doch sehr viel entspannter.... So weit die drei wichtigsten Teile des Tauchlehrerkurses. Aber kann man mit diesen Einzelteilen wirklich lernen, neue Taucherinnen auszubilden? Kunstform Microteaching
Briefing und Debriefing: Sugarcoating oder doch lieber klar und deutlich? Bevor es ins Wasser geht, muss natürlich erklärt werden, welche Übungen man machen wird. Diese Briefings werden zu jeder einzelnen Übung trainiert, und sie sind wichtig. Im realen Leben merken wir im Wasser, wie gut unser Briefing war - alles, was wir vergessen haben, kann der Schüler nicht wissen, und als Tauchlehrerin sieht man die Konsequenzen unmittelbar. Daher ist die Vor- und Nachbereitung der Tauchgänge ein wirklich wichtiger Teil der Ausbildung. Man lernt hier eine simple Grundregel: Sag, was wir tun werden, und warum man das braucht. Kein Mensch ist bereit, irgendwelche abstrusen Übungen zu machen, deren Sinn sie nicht versteht - so weit, so einfach. Der schwierige Teil ist dann, die einzelnen Skills zu sequenzieren und Schritt für Schritt alle Details zu erklären. Genau das hilft aber auch, die Übung dann in Demonstrationsqualität vorzuführen: Eigentlich muss man nur langsam mitsprechen, was man macht, dann stimmt auch das Tempo :-) Nach der Wassersession folgen dann die Debriefings. Gefragt ist hier, noch mal Revue passieren zu lassen, was man jetzt gemacht hat, und überall da, wo es Probleme gab, noch mal ein paar Tipps zu geben. Wie nett man das verpackt, kann man diskutieren. Wir müssen hier nicht alles in US - Manier mit einer Zuckerkruste überziehen, aber freundliche, respektvolle Kritik will geübt sein. Es sind immer viele Sachen gut gelaufen, deshalb reden wir über das, was gut funktioniert, UND das, was man noch üben muss. Nicht schwer, wirklich nicht... Unterrichtssimulation unter Wasser (Microlehrprobe)
Wie man mit Schülerinnen unter Wasser vorgeht, übt man im Kurs mit den anderen Kandidatinnen. Dabei spielen immer zwei die Schüler, eine die Assistentin und eine die Tauchlehrerin. Diese bringt die Gruppe unter Kontrolle, demonstriert eine Übung, lässt die Schüler den Skill machen, und korrigiert die Fehler. So lange, bis es einwandfrei funktioniert, und ohne die Kontrolle über die Gruppe zu verlieren. In dieser Simulation ist das größte Problem, in der Rolle als Schüler wirklich nur den einen Fehler zu machen, den man machen soll - ansonsten soll man den Skill so machen, dass man immer noch den Tauchlehrer durchsieht. Das ist ganz gut, um auf gezielte Probleme zu fokussieren: Man trainiert eine Reihenfolge an Prioritäten ein (Regler im Mund? Tarierung unter Kontrolle?). Und man poliert dabei die eigenen Skills. Was man in der Simulation nicht lernen kann ist der Umgang mit echten Anfängern. Die verhalten sich wirklich ganz anders als jede Simulation, und immer wieder anders - manche überraschen mich nach zehn Jahren in dem Beruf immer noch. Deshalb braucht man Praxis: Der Kurs alleine macht keinen Tauchlehrer. Er liefert nur eine Vorbereitung, um dann langsam, mit Zeit und Ruhe, Erfahrungen zu sammeln. Boot Camp oder Kollegialer Austausch? Ein ITC findet häufig in einem Block von 6-10 Tagen statt, in denen die Kandidat:innen den ganzen Tag zwischen Wasser und Klassenzimmer wechseln. Abends müssen dann die Vorträge und Briefings für den nächsten Tag vorbereitet werden - je nachdem, wie viel Zeit man dafür braucht, kann das ganz schön stressig werden. Irgendwann glaubt immer einer, er schafft das nicht, jeder versagt mal so richtig, und genug Schlaf bekommt man eh nicht. Und irgendwann beschleicht eine das Gefühl, dass es genau darum geht. Tut es ein Stück weit. Schon mal eine Hochsaison gearbeitet? Wenn der ITC dich schon an deine Grenzen bringt: Lass es. Trotzdem geht es eigentlich für Tauchlehrer:innen um ganz andere Dinge als darum, möglichst viel zu ertragen und auch müde und verkatert noch zu funkionieren. Es geht darum, sich für andere Menschen zu interessieren. Rauszufinden, was genau dem einen Schüler jetzt gerade so schwer fällt, und gute Ideen zu haben, wie man am besten helfen kann. Mit Kolleginnen zu reden, Zweifel zu formulieren, Tipps auszutauschen, gemeinsam weiterzukommen. Tauchen ist kein Ego-Sport, und auch die besten technischen Fertigkeiten machen noch lange keinen guten Tauchlehrer. Deshalb ist es gut, wenn der ITC nicht alleine steht. Man sollte in der Basis auch ein bisschen mitarbeiten können, Erfahrungen sammeln, ausprobieren dürfen, wie man Kurse am besten gestaltet. Echte Praxis rund um den Kurs verschafft eine Sicherheit, die nicht nur die Prüfung erleichtert, sondern dich zu einem wirklichen Profi macht. Und dann: Die Prüfung Alles läuft auf diesen einen Moment zu: Die IE, die Instructor Evaluation, die Tauchlehrerprüfung. Da muss man in kurzer Zeit beweisen, dass man jetzt echt mit Neulingen ins Wasser kann. Es ist aufregend, weil jetzt jemand, den man gar nicht kennt, dabei ist. Aber ehrlich: Eigentlich ist das der einfachste Teil des Kurses. Man darf nur nicht nervös werden: wenn bisher alles geklappt hat, dann geht es doch auch in der Prüfung. Was genau hier erwartet wird? Man hält einen Theorievortrag, macht eine Übung im begrenzten Freiwasser, eine kleine Rescue-Übung, zwei im Freiwasser, muss drei Skills einfach nur demonstrieren, eine Theorieprüfung schreiben (Multiple Choice und man darf die Standards benutzen) und einen netten Plausch mit dem Prüfer über SSI führen. Also zeigen, dass man weiß, wie das System funktioniert. Es ist wirklich einfach. Bevor das passiert, hat man längst mit der Instructor Trainerin darüber geredet, was so Stand der Dinge ist. Und wenn man lieber noch mal als Guide arbeiten und üben sollte, erfährt man das dann schon. Was macht einen guten ITC aus? ITCs sind so unterschiedlich wie die Tauchbedingungen und die Geschäftskonzepte der Ausbilder:innen. Sie können sehr unterschiedlich sein, und welcher für die eigenen Bedürfnisse am besten passt, ist nicht immer auf den ersten Blick klar. Deshalb ist anschauen, kennenlernen der Basis, in der man diesen Kurs machen möchte, wichtig.
Gut ist es, wenn die Basis Wert auf gute Ausbildung legt und alle immer weiter lernen. Wenn du ausprobieren kannst, wie das ist, nicht im Pool zu knien, sondern von Anfang an auf neutrale Tarierung zuzusteuern. Wenn du auf andere Profis triffst, die Spass daran haben, sich auszutauschen und sich gegenseitig Sachen abzuschauen. So etwas kann man spüren, wenn man länger da ist. Das mit dem "im Pool knien oder nicht" ist ein Kriterium, das man bei der Suche nach einem ITC leicht abfragen kann: Wie wird hier geübt? Knien im ITC werdende Tauchlehrer überbleit im Pool, oder wird auf Unterrichten in neutraler Tarierung gesetzt? Ein weiteres Kriterium können die Bedingungen sein: Werde ich in vergleichbaren oder besseren Bedingungen arbeiten? Üben in kristallklarem Wasser ohne Bewegung bringt nichts, wenn man danach auch mit Wellen und eingeschränkter Sicht klarkommen muss. Ob der Kurs wirklich gut war, wirst du wahrscheilich erst Jahre später wissen - eine erste Rückmeldung bekommst du aber von deinen ersten Schüler:innen. Hör auf sie, und höre nie auf, besser zu werden, dann ist der ITC irgendwann viel weniger wichtig als deine Erfahrung. 20/3/2021 1 Comment Für die paar Minuten am AussenriffMalpique: Wo sich die Seele in Schwarzen Korallen verliert Ein Freund hat mir mal geschrieben, er habe ja irgendwann am Außenriff von Malpique seine Seele verloren und suche sie seitdem. Immer noch und immer wieder, es ziehe ihn da einfach magisch in die Tiefe. Arg lyrisch, aber eben doch passend: Wenige Orte auf der Welt haben auf mich eine derartige Anziehungskraft. In dieser einen tiefen Spalte, in der sich die Barracudas verstecken - ich glaube, da ist auch ein Teil meiner Seele hängengeblieben. Wenn man Malpique kennenlernt.... ... dann sieht man wahrscheinlich als erstes mal die Kreuze, den Canyon, vielleicht die Wand, und wenn man wirklich gut taucht den Torbogen. Schön, faszinierend - und der Tauchgang durchs Blau zum Turm, für normale Sporttaucher machbar, der kann einem auch schon die Schuhe ausziehen. Für die technischen Taucher beginnt hier ein weiterer Tauchplatz. Da, wo die Sporttauchtiefe endet, endet auch der Turm, dieses von Schwarzen Korallen bewachsene Lavamonstrum. Von der einen Seite sieht er wie ein Herz aus, von oben wie eine Nadel, als Schatten im Blau wie ein vager Wegweiser. Als solchen lässt man ihn zur Seite, wenn man das Außenriff ansteuert - das wirklich äußere, noch weit unter dem Torbogen. Und hier landet man an einer Wand, deren Ende nicht zu erkennen ist. 50m, 60, - der Blick wandert immer tiefer, ins endlose Blau. In einer Felsspalte steht ein Schwarm Barracudas, bewacht von einer großen Makrele, manchmal jagen sie hin und her oder schwimmen im Kreis. Lange dauert es nicht, dann muss man schon wieder hoch. Das Blau nach unten ist in Wirklichkeit gar nicht endlos. Bei 90m geht es in Sand über. Von dort unten ist der Blick an der Steilwand hoch unglaublich: Über 30m liegt der Wald aus Schwarzen Korallen senkrecht an der Felswand. Aber bleiben kann man nicht, es sind nur wenige Minuten, die wir in der Tiefe zu Gast sein dürfen. Aber wie kommt man so tief?
"Nur ein bisschen Deko" Die alten Hasen behaupten gerne, ein bisschen Deko gehöre doch zur Grundausbildung, und das solle man doch einfach so machen. Oft meinen sie damit leider gar nicht mehr als dass derjenige eine Dekotabelle ablesen kann. Andere hingegen, die Götter des Tek, meinen hingegen, ab 30m brauche es Trimix, eine redundante Gasversorgung, einen langen Schlauch und zwei Messer. Alles immer bei allen gleich konfiguriert, natürlich. Ich bin mir ja recht sicher, dass man beides und vieles dazwischen machen kann: den Turm mal mit Monoflasche, mal mit Trimix betauchen, mal mit Monoflasche ohne Oktopus und mal mit D12 und drei Stages ins Wasser zu gehen - kann man schon alles machen. Was man aber klären sollte, wenn man Dekotauchgänge machen möchte: - Kann ich Probleme unter Wasser bewältigen, ohne aufzutauchen und ohne grob meine Tarierung zu verlieren? - Habe ich genug Atemgas dabei, um den Tauchgang zu machen und mögliche Probleme in den Griff zu kriegen? - Ein wie hohes Risiko einer Dekokrankheit nehme ich in Kauf, und wie schätze ich das Risiko ein?
Was man so in Kauf nimmt Alles in allem ist es ein langer Weg is zum unteren Ende des Außenriffs. Ein Fläschchen auf den Rücken, und ab ins Wasser? So einfach ist es nicht mehr.
Tauchgänge mit Gasen, die man an der Oberfläche nicht atmen kann, brauchen viel Planung und viel Vorbereitung. Zuerst einmal muss ein Tauchplan her: Wo wollen wir hin, wie lange, welche Gase brauchen wir dafür? Die müssen dann gemischt werden, die Ausrüstung muss evtl. noch mal angepasst werden, dann erst geht es los. Also, nachdem man es geschafft hat, mit der ganzen Ausrüstung auch tatsächlich im Wasser zu sein. Und du weißt, dass du auch wieder raus musst.... Aber dann schaust du von unten hoch. Direkt unter dir der Sand auf 90m, über dir diese Wand, die du immer nur von oben erahnt hast. Senkrecht nach oben, tauchst du wieder auf, der Sonne entgegen, die durch die Tannenbäume scheint. Auf 60m fühlst du dich wieder zuhause, flach, fast schon oben. Und erinnerst dich daran, wie tief sich das noch zwei Wochen vorher, mit Luft, angefühlt hat. Da, in diesem Moment, musste ich dann doch mal über Rebreather nachdenken. Irgendwann mal.... 1/11/2020 0 Comments Basis auf dem Berg - geht das?Ist das nicht gefährlich, nach dem Tauchen so weit hoch zu fahren? Jeder erinnert sich aus dem OWD daran, dass Fliegen nach dem Tauchen nicht so eine gute Idee ist. Und manche haben auch schon mal etwas davon gehört, dass Berge so was ähnliches sind. Jetzt gibt es darauf unterschiedliche Reaktionen: Manche denken sich gar nichts dabei, nach zwei fetten Tauchgängen noch das Observatorium auf 2400m zu besuchen (nicht klug), manche trauen sich gar nicht erst zu tauchen, wenn sie danach 700m hoch müssen. Auch keine gute Idee. Wie ist es denn mit dem Tauchen und der Höhe? Alle Sättigungsmodelle sind für das Tauchen auf Meereshöhe ausgelegt. Deshalb musss man grundsätzlich auf anderen Höhen berücksichtigen, dass der Luftdruck geringer ist - alle 1000m macht das in etwa 0,1 bar aus. Und das kann schon einen Unterschied machen: Ein Tauchgang auf 27m in einem Bergsee führt im Verhältnis zum niedrigeren Luftdruck zu einer Übersättigung, wie man sie am Meer auf 30m erreichen würde. Gar nicht so wenig. Aber in Bergseen tauchen Leute, nur halt an die Bedingungen angepasst. Ist ja kein Problem. Wenn man nach dem Tauchgang wie bei uns noch 700m hoch fährt, sind das gerade einmal 0,07 bar Druckunterschied – so wie noch mal 70cm Wassersäule. Kann das wirklich gefährlich sein? Dafür kann man das mal simulieren. Ich tauche in 30 min auf 1m ab (Fahrt runter), gehe tauchen, ziehe mich 30min lang um und fahre wieder hoch. So sieht das aus: Hier in der Heatmap schön zu sehen: Schon die halbe Stunde zusammenräumen führt dazu, dass eine relevante Entsättigung stattfindet. Und die wird duch den 30 minütigen letzten Aufstieg mit einer Geschwindigkeit, die unter Wasser 3cm pro Minute entspricht, nicht gestoppt und auch nicht unverhältnismäßig beschleunigt. Mehr dazu: Dekotheorie 1 Dekotheorie 2 Tauchgänge planen mit Subsurface So weit die Theorie. Trotzdem berichten Leute davon, dass sie auf der Heimfahrt über Berge plötzlich DCS bekommen haben. Gibt es da doch noch etwas?
Aber da ist ja noch etwas: Die Bläschen, die nach dem Tauchgang nun mal messbar da sind. Die Grafik hier zeigt, zu welchem Zeitpunkt nach einer Serie von Testtauchgängen welches Blasenaufkommen gemessen wurde. NEDU Studie zu verschiedenen Dekomodellen
Gut zu sehen: Die Blasen werden nach dem Auftauchen noch langsam mehr, erst 30 min nach dem Tauchgang haben sie ihren Höhepunkt erreicht, nach 90 min sind sie dann wieder fast abgebaut. Es macht also schon Sinn darauf zu achten, dass davon so wenig wie möglich da sind. Was bei unseren Landtauchgängen ja kein Problem ist - wir tauchen so langsam und sanft aus, dass wir meistens mit einem Gradientenfaktor um die 50 zurück an die Oberfläche kommen, eher sogar weniger (was das heißt, erklären wir in Dekotheorie 2 genau, siehe link oben). Wirklich langsam auftauchen, so bis man sich hinstellen kann, hilft auch dabei, Bläschen einzudämmen. Und wenn man das alles so schön sanft macht, dann müssen einen die 0,07bar weiterer Druckunterschied auch nicht wirklich kümmern. Um aber ganz sicher zu sein Wenn es dir trotzdem nicht ganz geheuer ist: stell doch einfach deinen Computer in Bergseemodus (700m). Das haben wir übrigens auch mit unseren Leihcomputern gemacht und tauchen jetzt einfach so, als würde der Tauchgang oben im Ort anfangen und enden. Und das wichtigste: Nichts, wirklich gar nichts spricht gegen einen netten Stop an einem der Kioskos an der Küste, bevor man wieder hochfährt. Da kann man Durst und Hunger stillen und etwas Stickstoff abatmen. Und weil die meisten DCS-Fälle in der ersten Stunde nach dem tauchen auftreten, ist man danach schon einigermaßen sicher, dass man nichts hat. der man glaubt dann halt, dass die Kohlesäureblasen im Dekogetränk jetzt schuld an der DCS sind.... Also: Smart tauchen mit den Berg-Punkfischen
Strom kriegen
Ein bisschen Gemütlichkeit
28/8/2020 5 Comments Let's go South!La Palmas Süden: Die spektakulärsten Spots der Insel
Und über Wasser erst: SO buchstabiert man RUHE!
Viele gute Gründe, nach Fuencaliente zu ziehen Klar ist es dort schön, aber gleich hinziehen? Dass wir das tun, hat natürlich noch mehr Gründe. Der wichtigste: Die Miete in Cancajos war coronabedingt nicht mehr zu stemmen. Das war schon bei normalem Betrieb nicht einfach, mit monatelangem Lockdown und trüben Aussichten auf das nächste Jahr aber schlicht unmöglich. Die Fixkosten in Fuencaliente sind so deutlich niedriger, dass wir hier dauerhaft mit euch tauchen können. Traurig sind wir ganz und gar nicht darüber, im Gegenteil - taucherisch ist der Süden nun mal wirklich ideal, und eine Basis noch mal neu einzurichten macht Spass. Sie muss dann jetzt langsam wachsen, aber dafür ist sie jetzt eine echte Punkfish Basis. Gemietet ist nur noch der Raum. Mehr über Fuencaliente.... ... gibt es auch hier: www.la-palma-sur.com. Die Seite ist noch am wachsen, verschafft euch aber schon mal einen ersten Überblick.
Das Geschäft mit den Träumen
Sonne, Strand, tauchen - schon als Anfänger beginnen viele, davon zu träumen, das als Beruf zu machen. Oder zumindest mal für ein paar Jahre... Reisen, überall auf der Welt Geld verdienen, und zwar genau mit dem, was man eh am liebsten macht - unwiderstehlich. Die Realität ist eine andere, und das wissen alle, die mal etwas genauer nachgefragt haben. Als Divemaster findet man eh nur an wenigen Orten einen Job, wird schlecht bezahlt - und viel besser wird es als Tauchlehrer auch nicht. Um in dem Geschäft wirklich Fuss zu fassen, muss man mehr zu bieten haben als ein Divemaster-Kärtchen. Nichtsdestotrotz kann es eine der besten Entscheidungen im Leben sein, einfach mal das zu tun, worauf man wirklich Lust hat, und diese Leidenschaft mit anderen zu teilen. Wenn man es wirklich, wirklich will, dann kann man es selbst in der Taucherei schaffen. Und allein die Tatsache, dass man bei der Arbeit tauchen darf, entschädigt für vieles. Es muss ja nicht zum Beruf bis ans Lebensende werden. Alle böse Wenn es nun darum geht, wie man Tauchprofi wird, dann fangen schon die ersten großen Debatten an. Zumindest, wenn man es wagt, auf facebook nachzufragen.... Im deutschsprachigen Raum wird hier vor allem über die bösen Basen geschimpft, die arme Tauchanfänger als Trainees ausbeuten und sie für ihre wertvolle Arbeit gar nicht bezahlen. Amerikaner scheinen das anders zu sehen, die schimpfen wie die Rohrspatzen über die unverschämten Taucher, die ihren Divemaster nicht bezahlen, sondern ihn sich mit einem Internship verdienen wollen. Wer ist denn nun böse - der Basenbetreiber oder der zukünftige Divemaster? Wie immer kommt es drauf an. Grundsätzlich kostet tauchen Geld, und eine vernünftige Ausbildung sogar eine ganze Stange davon. Wenn eine Ausbildung zu billig ist, liegt der Verdacht nahe, dass sie nicht gut sein kann. Wer seine Kurse bezahlt, hat das Recht, auf die vereinbarte Leistung zu pochen, und kann im Zweifel ohne großen Aufwand den Anbieter wechseln. Wenn man also in einem normalen Job normal verdient, ist es durchaus eine gute Idee, einfach die Kurse zu buchen, die man machen möchte. Wer wenig verdient, findet aber auch Angebote, die Kurse mit Arbeit zu bezahlen. Auch hier wird bezahlt, nur halt in einer anderen Form. Und das kann sehr unterschiedlich aussehen. Ausbildung gegen Mitarbeit: Worauf sollte man achten? Grundsätzlich ist die Arbeit, die man als Trainee auf einer Basis leisten kann, angelernte Hilfsarbeit - also nichts, wofür man fürstlich entlohnt wird. Wenn sich ein Angebot zu gut anhört, sollte man also misstrauisch werden. Keine Basis verschenkt ihre Ausbildung, je mehr man bekommt, umso mehr für die Basis sinnvolle Arbeit wird erwartet. Das kann bestenfalls bedeuten, dass man mehr Zeit an Hotelpools verbringt, wo man Schnuppertauchen verkauft, als selbst im Wasser, und den Kompressorraum am Ende besser kennt als das Hausriff - schlimmstenfalls aber auch, dass man viel zu früh als Guide oder sogar schon als Tauchlehrer eingesetzt wird. Nachfragen, welche Aufgaben man übernehmen soll und wie viele Tauchgänge man normalerweise selber machen kann, ist definitiv eine gute Idee. Dazu sollte man aber auch die eigenen Erwartungen anpassen. Nein, man kann mit 30 Tauchgängen nicht guiden, ja, Schnuppertauchgänge sind anspruchsvoll und man muss qualifiziert sein, sie zu leiten. Du machst die Ausbildung, um das zu lernen, und solltest es am Ende können, nicht von Anfang an irgendwie machen. Und auch wenn es sich so anfühlt, als wäre man sechs Tage die Woche zehn Stunden am Tag am arbeiten: Schau dir genau an, wie viel dieser Zeit du mit für die Basis relevanten Tätigkeiten verbringst. Wenn du zwei mal am Tag tauchen gehst, bleibt da nicht mehr so viel übrig.... Ausbeutung vom Feinsten: Die abschreckendsten Beispiele Das Leben als Trainee kann in der Tat ganz schön ekelhaft sein. Wenn man die falsche Basis erwischt hat, ist man der unterste in der Basishierarchie, darf putzen, Flaschen füllen - und vielleicht ab und zu auch mal tauchen. Schlimm ist es, wenn Trainees nicht ins Wasser kommen, über Monate hinweg weder Taucherfahrung sammeln noch Ausbldung bekommen, sondern nur als unbezahlte Hilfsarbeiter herhalten. Wenn sie dann am Ende ein Brevet geschenkt bekommen, für das sie die Ausbildung noch nicht einmal gemacht haben, macht das die Sache nicht besser. Noch schlimmer als diese Ausbeutung ist es aber, wenn Trainees für Tauchlehrer-Aufgaben eingesetzt werden. In vielen Basen ist es Usus, dass die noch ganz unerfahrenen Taucher schon Gäste guiden und sogar Schnuppertauchgänge durchführen - als extremster mir bekannter Fall der junge Mann mit gerade mal gut 20 Tauchgängen, der alleine mit sechs (!) Schnuppertauchern im Meer war. Die besten Internships Da aber nicht alle Basen böse sind, gibt es natürlich auch Beispiele davon, wie es gut laufen kann. Im Idealfall ist man bei einem Internship viel im Wasser und bekommt das volle Programm an Basisalltag mit. 30-40 Tauchgänge im Monat, Schnuppertauchen und Kurse begleiten, als zuverlässiger Buddy funktionieren, selbst den Weg finden, dann mal unter Beobachtung selber guiden, unterschiedliche Tauchlehrer beobachten und sich das beste raussuchen können - dabei lernt man. Je mehr Zeit man damit verbringt, umso mehr echte Erfahrung kann man sammeln. Auch der beste Kurs kann einem genau das nicht vermitteln: Erfahrung. Die muss man selber machen, und dafür bietet ein längerer Aufenthalt in einer Tauchbasis gute Möglichkeiten. Deshalb bieten viele Basen Internship Programme an, die der Kandidat bezahlen muss. Klar - in dem Fall wird er nicht für Basistätigkeiten eingesetzt, sondern alles dreht sich darum, wie er am besten lernt. Ob bezahlt oder als eine Art Stipendium - möglichst viel Zeit im Wasser, und dabei eine gesunde Mischung aus für einen selbst anspruchsvollen Tauchgängen und Anfänger bei ihren ersten Gehversuchen beobachten, ist die beste Art zu lernen. Internship bei uns Gerade junge Leute haben oft einfach nicht das Geld, viele Tauchgänge und eine vernünftige Ausbildung zu bezahlen - dafür aber Zeit ohne Ende. Deshalb bieten wir zwei bis drei Personen im Jahr die Möglichkeit, sich die Ausbildung durch Mitarbeit zu verdienen. Im Gegensatz zu einer bezahlten Ausbildung bedeutet das, dass man auch mal die Basis aufhalten muss, während alle anderen tauchen sind, dass man im Team wie alle anderen für alle Basisarbeiten zuständig ist, und das man da mittaucht, wo es gerade am sinnvollsten ist - auch wenn etwas anderes gerade mehr Spass machen würde. Die Ausbildung findet immer dann statt, wenn es sich gerade anbietet und muss sich in die Basisabläufe einpassen. Dafür steht ja genug Zeit zur Verfügung, ein halbes Jahr sollte man zum Divemaster schon einplanen. Natürlich bilden wir vernünftg aus, der Trainee ist Teil des Teams und nicht der Basissklave. Aber ja, klar, es ist eine lange Zeit und anstrengend. Und die Plätze sind begrenzt, da wir ganz schlicht immer nur einen brauchen können - da nehmen wir uns auch raus, denjenigen auszusuchen, der uns gerade am besten passt. In etwa wie ein Stipendium, darum muss man sich auch bewerben und einen guten Grund haben, ausgewählt zu werden. Wer normal verdient, fährt wahrscheinlich besser damit, einfach die Kurse zu buchen und nach dem Tauchen in der Sonne zu liegen, anstatt die Flaschen zu füllen. Damit die Erfahrung nicht zu kurz kommt, bieten wir trotzdem an, dass jeder, der einen Pro-Kurs macht, so lange mit uns tauchen kann, wie er will - und dabei jeweils das mitmacht, was ihn gerade weiterbringt. Der Vorteil an einem bezahlten Kurs ist ganz klar der, dass deine Ausbildung im Mittelpunkt steht, nicht die Bedürfnisse der Basis - du arbeitest nicht hier, du bist Gast. ... und es macht doch Spass Bei allen Warnungen, und aller Vorsicht: Natürlich machen wir alle den Job, weil es uns Spass macht. Immer wieder, immer noch, über Jahre hinweg. Jeder, der ein paar Jahre dabei ist, hat zwar eine Menge ärgerlicher Geschichten zu erzählen - aber auch einige Gute. Und mit der Zeit findet man heraus, ob, wie und wo man gerne arbeiten möchte. Ich mache jetzt seit 10 Jahren nichts anderes, und möchte um nichts in der Welt mein Leben gegen einen normalen Job tauschen.Haz clic aquí para editar. 16/1/2019 0 Comments Tauchen lernen im bösen "Ausland"?Es scheint bei einigen wie ein Reflex zu sein: Sobald jemand nach einem Tauchkurs in Ägypten, auf den Kanaren, auf den Philippinen oder wo auch immer fragt, kommt sofort mehrfach die Empfehlung, man möge den doch in Deutschland machen, nur da könne man schließlich ordentlich tauchen lernen.
Mehr oder weniger vehement, in mehr oder weniger schlechtem Deutsch vorgetragen, aber eigentlich immer mit dem Glauben verbunden, im "Ausland" würde ja doch nur gepfuscht, weil da alle nur dein Geld wollen. Ist das so? Was für Unterschiede sind denn in der Tauchausbildung wichtig? Verein vs. Basis Viele, die über Tauchausbildung in Deutschland reden, meinen damit eine Ausbildung im Verein. Das macht tatsächlich einen ziemlich deutlichen Unterschied zu einer kommerziellen Tauchbasis: Im Verein wird regelmäßig im Schwimmbad trainiert, auch im Winter, man macht erst mal Flossentraining und tastet sich nur langsam ans Gerät ran, grundsätzlich wird deutlich mehr Zeit im Pool verbracht, bevor man dann mal im Freiwasser taucht. Meistens führt das tatsächlich dazu, dass Leute wirklich gut tauchen können. Klar, hier stimmt einfach die Zeit im Wasser. Nicht für jeden ist aber die damit verbundene Vereinsstruktur angenehm, deshalb ist das nicht die einzige Möglichkeit, tauchen zu lernen. Wer sich damit wohlfühlt, ist in einem Verein ganz sicher gut aufgehoben. Da geht es dann aber nicht um Ausbildung in Deutschland, sondern um Ausbildung in einem Verein, DAS ist nämlich der wichtige Unterschied. Im Urlaub lernen? Einige finden auch, dass man im Urlaub doch lieber entspannen und das Tauchen genießen soll. Wer den Kurs vorher abgeschlossen hat, kann dann einfach tauchen gehen. Das kann richtig sein, aber nicht für jeden. Viele sind im Urlaub einfach entspannter, wollen nicht nach einem normalen Arbeitstag abends noch in den Pool, können im Urlaub am Strand auch konzentrierter lesen.... Und auf jeden Fall kann der Kurs selbst ja auch Spass machen - man taucht dabei tatsächlich, und sieht auch echte Fische! Zudem ist die Logistik in einer Basis am Meer natürlich viel geschmeidiger als in Deutschland: Das Wasser ist gleich nebenan. Keine langen Fahrzeiten, keine eingeschränkten Pool - Zeiten - und dass man leichter ins Wasser kommt, bedeutet oft, dass man dort mehr Zeit verbringen kann. Wer sich mit der Theorie schwer tut, kann ja vorab mit dem lernen anfangen. Bei SSI z.B. geht das gratis, einfach anmelden und schon hat man Zugang zur ersten Hälfte Theorie für den Open Water Diver. Der Rest ist im Urlaub dann echt kein Problem mehr.... Geldmacherei? Ganz stark verbreitet ist auch die Vorstellung, dass die Tauchbasen im "Ausland" es ja nur auf dein Geld abgesehen haben. Ganz ehrlich: Ja, haben wir. Klar. Deine KFZ-Werkstatt repariert dein Auto ja auch nicht aus Liebe zur Technik für lau, und dein Klavierlehrer mag zwar ein echter Musikliebhaber sein, lässt sich die Stunden aber trotzdem bezahlen. Das ist überall so, auch in Deutschland. Ehrenamtlich arbeiten nur die Vereine, und das hatten wir ja schon.... Natürlich ist jede Tauchbasis ein Unternehmen, wir verkaufen Tauchkurse, Tauchgänge, Flaschenfüllungen und Ausrüstung. Und ein paar gute Tipps gibts manchmal noch gratis dazu. Da ist nichts schlimmes dran, wenn man eine Dienstleistung bucht, muss man die eben bezahlen. Und im Großen und Ganzen sind die Preise tendenziell deutlich zu niedrig - schon mal deinen Tauchlehrer gefragt, was er/sie verdient? Natürlich ist es wichtig zu schauen, wo man für welches Geld welche Leistung bekommt. Ein Kurs mit acht Teilnehmern kann sicher viel günstiger sein als einer mit zwei, dafür wird das Lernen da auch entsprechend schwieriger. Und es macht einen riesengroßen Unterschied, ob man nur die Mindestzeit im Wasser verbringt, oder ob man richtige, normale, lange Tauchgänge von 45 Minuten und mehr unternimmt. "Deutsche" Qualität und das "böse" Ausland Womit wir dann auch gleich beim wichtigsten Punkt wären: Wo ist die Ausbildung denn besser? Für mich eigentlich ganz klar: Da, wo der für dich beste Tauchlehrer ausbildet. Auf einer Tauchbasis in Urlaubsländern abeiten normalerweise Tauchlehrer, die das hauptberuflich machen und sehr schnell über sehr viel Erfahrung verfügen. In Deutschland ist die Taucherei für fast alle nur Nebenerwerb, so dass ein Tauchlehrer das nur ab und zu mal am Wochenende macht. Routinierter und erfahrener sind also üblicherweise diejenigen, die das hauptberuflich und das ganze Jahr über machen. Die Standards der Tauchverbände sind weltweit die gleichen, und sie werden weltweit gerne auf ein Minimum zurechtgeschraubt. 20 Minuten auf einer Plattform kniend Übungen machen und das Freiwasser-Tauchgang nennen ist Pfusch, und genau das findet in Deutschland genauso häufig statt wie anderswo. Und in den meisten Urlaubsregionen gelten Regeln und Gesetze, die denen in Deutschland nicht wirklich nachstehen. Dass man "im Ausland" (du liebe Güte... das ist die ganze Welt mit all ihren Unterschieden!) alles dürfe und nichts kontrolliert werde, ist ein ziemlich hartnäckiger Mythos. Ja, unsere Autos haben TÜV, sogar jährlich, unsere Flaschen müssen zur Druckprüfung, sogar alle drei Jahre, und wir brauchen so viele Papiere, dass ich gar nicht alle aufzählen mag. "Wer in Deutschland gelernt hat, kann überall tauchen" Während man das mit den Vereinen und das mit lieber nicht im Urlaub lernen ja wirklich von zwei Seiten sehen kann, gibt es zu der Aussage eigentlich nur eine Antwort: Quatsch. Jeder lernt im Anfängerkurs, unter vergleichbaren oder besseren Bedingungen zu tauchen. Ein deutscher See kann zwar kalt sein und schlechte Sicht haben - wenn jemand aber in einem Baggersee bei 6m Tiefe ohne jede Wasserbewegung seinen Kurs absolviert hat, kann der keinen Brandungseinstieg, kommt nicht mit Schwell oder Strömungen klar, kann sich auch nicht so leicht orientieren, wenn er plötzlich Sicht hat und sich in Landschaft zurechtfinden muss, nicht in einem kleinen abgezirkelten Rahmen mit dem Kompass. Und rückwärts vom Boot plumpsen kann da auch zu einer Herausforderung werden.... Fazit Ob man lieber im Urlaub oder zuhause, in einer professionellen Tauchbasis oder in einem Verein tauchen lernt, hängt schlicht von den persönlichen Vorlieben ab. Nichts davon ist per se schlechter, bei allen Varianten gibt es allerdings sehr gute und sehr, sehr schlechte Anbieter.... Ich bilde gerne auf La Palma aus, weil wir von Anfang an ins Meer können, weil die Bedingungen durchaus anspruchsvoll sind (der Atlantik bewegt sich halt schon mehr als z.B. das Mittelmeer...) und weil es viel zu sehen gibt. Wir können viel Zeit tatsächlich mit Tauchen verbringen, haben nicht den Druck, schnell alle Übungen durchzurocken, und können flexibel zusätzliche Tauchgänge anbieten, wenn jemand mehr Zeit haben will. Aber natürlich: Wer hier gelernt hat, muss sich in Deutschland noch mal zeigen lassen, wie trüber Baggersee funktioniert, und hat auch keine Ahnung, was ein Strömungstauchgang mit negativem Einstieg vom Boot aus ist. Deshalb hoffe ich immer, dass der erste Kurs nur der Anfang ist - alles weitere lernt man dann mit der Zeit noch :-) Wer sehen will, wie ein Kurs bei uns funktioniert, kann hier einen Eindruck bekommen: More than Bubbles - Tauchen lernen auf La Palma 17/4/2018 1 Comment Besser mit SSI...Gleich mal vorab: Ich hasse Verbandsdiskussionen. Ich gehöre keiner Sekte an und habe keinerlei emotionales oder religiöses Verhältnis zu irgendeinem Tauchverband. Ich mag Taucher, die was können, und solche, die wissen, was sie nicht können. Ich mag Tauchlehrer, die ihren Job ernst nehmen und ihr Bestes geben, damit ihre Schüler gut tauchen lernen. Und mir gehen diejenigen auf den Wecker, denen nur Dollarzeichen in den Augen leuchten und denen alles andere egal ist. Ich verkaufe keine Plastikkärtchen, sondern Training. Mit oder ohne Kärtchen, das ist mir jupp. Und ich tauche mit Tauchern, egal welches Kürzel auf ihren Kärtchen steht.
Als Tauchlehrerin und als Basis brauche ich aber nun mal einen Tauchverband. Um das tun zu können, was ich möchte; um möglichst bezahlbar und zuverlässig an Material zu kommen; um Standards zu haben, die mir den Rücken freihalten, ohne zusätzliche Probleme zu schaffen, hat sich über die letzten Jahre SSI zu meinem Lieblingsverband entwickelt. Angefangen hat das erzwungenermaßen in einer SSI-Basis, für die ich crossen musste. Na ja... Damals war weder das Material noch das online-System sonderlich überzeugend, alles etwas veraltet, sah eher aus wie ein billiger Abklatsch. Mit La Palma Diving habe ich SSI anfangs auch nur wieder rausgekramt, weil die Versorgung mit Büchern nicht so leicht war, während SSI zuverlässig liefern konnte. Eher das kleinere Übel als Liebe auf den ersten Blick... In den letzten Jahren hat sich nun viel getan. In einer unglaublichen Geschwindigkeit sind sämtliche Ausbildungsmaterialien modernisiert worden, die online-Verwaltung funktioniert einfach und zuverlässig, und die Unterstützung für die angeschlossenen Divecenter und Pros ist echt vorbildlich - mein letzter Assistant Instructor war keine Stunde, nachdem ich die Papiere gemailt hatte, fertig brevetiert. Das soll mal jemand nachmachen.... Und mit der Zeit habe ich dann feststellen dürfen, dass es wirklich einfach und angenehm ist, mit SSI zu arbeiten. Klar, mit anderen auch, aber es gibt nun mal ein paar Punkte, die überzeugen:
Und weil es mich mit der Zeit überzeugt hat, fand ich es jetzt doch langsam mal angemessen, nach 10 Jahren als Vollzeit - Tauchlehrerin doch noch Instructor Trainer zu werden. Nach neun Tagen in einem abgeschotteten, von nichts als Wüste umgebenen Hotel in Ägypten (NIEMALS würde ich so Urlaub machen...) hat es dann auch geklappt. Ich darf also Tauchlehrer ausbilden, kann mir meine MItarbeiter also selber basteln und hoffentlich noch ein paar mehr. Ich kann Crossover für andere Tauchlehrer und Center machen, die merken, wie einfach es gehen kann. Aber klar, zuerst habe ich gerade wieder ein paar Schnuppertauchgänge gemacht - kann ich auch ganz gut :-) Und natürlich tauche und arbeite ich weiterhin gerne mit allen, die meine Leidenschaft für bunte Fische und tolle Landschaften und diese Ruhe unter Wasser teilen - mir ist nämlich immer noch total egal, welche Buchstabenkombination auf deinem Kärtchen steht. Atlantik? Tauchen? Echt jetzt?
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Noviembre 2021
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