Das Geschäft mit den Träumen
Sonne, Strand, tauchen - schon als Anfänger beginnen viele, davon zu träumen, das als Beruf zu machen. Oder zumindest mal für ein paar Jahre... Reisen, überall auf der Welt Geld verdienen, und zwar genau mit dem, was man eh am liebsten macht - unwiderstehlich. Die Realität ist eine andere, und das wissen alle, die mal etwas genauer nachgefragt haben. Als Divemaster findet man eh nur an wenigen Orten einen Job, wird schlecht bezahlt - und viel besser wird es als Tauchlehrer auch nicht. Um in dem Geschäft wirklich Fuss zu fassen, muss man mehr zu bieten haben als ein Divemaster-Kärtchen. Nichtsdestotrotz kann es eine der besten Entscheidungen im Leben sein, einfach mal das zu tun, worauf man wirklich Lust hat, und diese Leidenschaft mit anderen zu teilen. Wenn man es wirklich, wirklich will, dann kann man es selbst in der Taucherei schaffen. Und allein die Tatsache, dass man bei der Arbeit tauchen darf, entschädigt für vieles. Es muss ja nicht zum Beruf bis ans Lebensende werden. Alle böse Wenn es nun darum geht, wie man Tauchprofi wird, dann fangen schon die ersten großen Debatten an. Zumindest, wenn man es wagt, auf facebook nachzufragen.... Im deutschsprachigen Raum wird hier vor allem über die bösen Basen geschimpft, die arme Tauchanfänger als Trainees ausbeuten und sie für ihre wertvolle Arbeit gar nicht bezahlen. Amerikaner scheinen das anders zu sehen, die schimpfen wie die Rohrspatzen über die unverschämten Taucher, die ihren Divemaster nicht bezahlen, sondern ihn sich mit einem Internship verdienen wollen. Wer ist denn nun böse - der Basenbetreiber oder der zukünftige Divemaster? Wie immer kommt es drauf an. Grundsätzlich kostet tauchen Geld, und eine vernünftige Ausbildung sogar eine ganze Stange davon. Wenn eine Ausbildung zu billig ist, liegt der Verdacht nahe, dass sie nicht gut sein kann. Wer seine Kurse bezahlt, hat das Recht, auf die vereinbarte Leistung zu pochen, und kann im Zweifel ohne großen Aufwand den Anbieter wechseln. Wenn man also in einem normalen Job normal verdient, ist es durchaus eine gute Idee, einfach die Kurse zu buchen, die man machen möchte. Wer wenig verdient, findet aber auch Angebote, die Kurse mit Arbeit zu bezahlen. Auch hier wird bezahlt, nur halt in einer anderen Form. Und das kann sehr unterschiedlich aussehen. Ausbildung gegen Mitarbeit: Worauf sollte man achten? Grundsätzlich ist die Arbeit, die man als Trainee auf einer Basis leisten kann, angelernte Hilfsarbeit - also nichts, wofür man fürstlich entlohnt wird. Wenn sich ein Angebot zu gut anhört, sollte man also misstrauisch werden. Keine Basis verschenkt ihre Ausbildung, je mehr man bekommt, umso mehr für die Basis sinnvolle Arbeit wird erwartet. Das kann bestenfalls bedeuten, dass man mehr Zeit an Hotelpools verbringt, wo man Schnuppertauchen verkauft, als selbst im Wasser, und den Kompressorraum am Ende besser kennt als das Hausriff - schlimmstenfalls aber auch, dass man viel zu früh als Guide oder sogar schon als Tauchlehrer eingesetzt wird. Nachfragen, welche Aufgaben man übernehmen soll und wie viele Tauchgänge man normalerweise selber machen kann, ist definitiv eine gute Idee. Dazu sollte man aber auch die eigenen Erwartungen anpassen. Nein, man kann mit 30 Tauchgängen nicht guiden, ja, Schnuppertauchgänge sind anspruchsvoll und man muss qualifiziert sein, sie zu leiten. Du machst die Ausbildung, um das zu lernen, und solltest es am Ende können, nicht von Anfang an irgendwie machen. Und auch wenn es sich so anfühlt, als wäre man sechs Tage die Woche zehn Stunden am Tag am arbeiten: Schau dir genau an, wie viel dieser Zeit du mit für die Basis relevanten Tätigkeiten verbringst. Wenn du zwei mal am Tag tauchen gehst, bleibt da nicht mehr so viel übrig.... Ausbeutung vom Feinsten: Die abschreckendsten Beispiele Das Leben als Trainee kann in der Tat ganz schön ekelhaft sein. Wenn man die falsche Basis erwischt hat, ist man der unterste in der Basishierarchie, darf putzen, Flaschen füllen - und vielleicht ab und zu auch mal tauchen. Schlimm ist es, wenn Trainees nicht ins Wasser kommen, über Monate hinweg weder Taucherfahrung sammeln noch Ausbldung bekommen, sondern nur als unbezahlte Hilfsarbeiter herhalten. Wenn sie dann am Ende ein Brevet geschenkt bekommen, für das sie die Ausbildung noch nicht einmal gemacht haben, macht das die Sache nicht besser. Noch schlimmer als diese Ausbeutung ist es aber, wenn Trainees für Tauchlehrer-Aufgaben eingesetzt werden. In vielen Basen ist es Usus, dass die noch ganz unerfahrenen Taucher schon Gäste guiden und sogar Schnuppertauchgänge durchführen - als extremster mir bekannter Fall der junge Mann mit gerade mal gut 20 Tauchgängen, der alleine mit sechs (!) Schnuppertauchern im Meer war. Die besten Internships Da aber nicht alle Basen böse sind, gibt es natürlich auch Beispiele davon, wie es gut laufen kann. Im Idealfall ist man bei einem Internship viel im Wasser und bekommt das volle Programm an Basisalltag mit. 30-40 Tauchgänge im Monat, Schnuppertauchen und Kurse begleiten, als zuverlässiger Buddy funktionieren, selbst den Weg finden, dann mal unter Beobachtung selber guiden, unterschiedliche Tauchlehrer beobachten und sich das beste raussuchen können - dabei lernt man. Je mehr Zeit man damit verbringt, umso mehr echte Erfahrung kann man sammeln. Auch der beste Kurs kann einem genau das nicht vermitteln: Erfahrung. Die muss man selber machen, und dafür bietet ein längerer Aufenthalt in einer Tauchbasis gute Möglichkeiten. Deshalb bieten viele Basen Internship Programme an, die der Kandidat bezahlen muss. Klar - in dem Fall wird er nicht für Basistätigkeiten eingesetzt, sondern alles dreht sich darum, wie er am besten lernt. Ob bezahlt oder als eine Art Stipendium - möglichst viel Zeit im Wasser, und dabei eine gesunde Mischung aus für einen selbst anspruchsvollen Tauchgängen und Anfänger bei ihren ersten Gehversuchen beobachten, ist die beste Art zu lernen. Internship bei uns Gerade junge Leute haben oft einfach nicht das Geld, viele Tauchgänge und eine vernünftige Ausbildung zu bezahlen - dafür aber Zeit ohne Ende. Deshalb bieten wir zwei bis drei Personen im Jahr die Möglichkeit, sich die Ausbildung durch Mitarbeit zu verdienen. Im Gegensatz zu einer bezahlten Ausbildung bedeutet das, dass man auch mal die Basis aufhalten muss, während alle anderen tauchen sind, dass man im Team wie alle anderen für alle Basisarbeiten zuständig ist, und das man da mittaucht, wo es gerade am sinnvollsten ist - auch wenn etwas anderes gerade mehr Spass machen würde. Die Ausbildung findet immer dann statt, wenn es sich gerade anbietet und muss sich in die Basisabläufe einpassen. Dafür steht ja genug Zeit zur Verfügung, ein halbes Jahr sollte man zum Divemaster schon einplanen. Natürlich bilden wir vernünftg aus, der Trainee ist Teil des Teams und nicht der Basissklave. Aber ja, klar, es ist eine lange Zeit und anstrengend. Und die Plätze sind begrenzt, da wir ganz schlicht immer nur einen brauchen können - da nehmen wir uns auch raus, denjenigen auszusuchen, der uns gerade am besten passt. In etwa wie ein Stipendium, darum muss man sich auch bewerben und einen guten Grund haben, ausgewählt zu werden. Wer normal verdient, fährt wahrscheinlich besser damit, einfach die Kurse zu buchen und nach dem Tauchen in der Sonne zu liegen, anstatt die Flaschen zu füllen. Damit die Erfahrung nicht zu kurz kommt, bieten wir trotzdem an, dass jeder, der einen Pro-Kurs macht, so lange mit uns tauchen kann, wie er will - und dabei jeweils das mitmacht, was ihn gerade weiterbringt. Der Vorteil an einem bezahlten Kurs ist ganz klar der, dass deine Ausbildung im Mittelpunkt steht, nicht die Bedürfnisse der Basis - du arbeitest nicht hier, du bist Gast. ... und es macht doch Spass Bei allen Warnungen, und aller Vorsicht: Natürlich machen wir alle den Job, weil es uns Spass macht. Immer wieder, immer noch, über Jahre hinweg. Jeder, der ein paar Jahre dabei ist, hat zwar eine Menge ärgerlicher Geschichten zu erzählen - aber auch einige Gute. Und mit der Zeit findet man heraus, ob, wie und wo man gerne arbeiten möchte. Ich mache jetzt seit 10 Jahren nichts anderes, und möchte um nichts in der Welt mein Leben gegen einen normalen Job tauschen.Haz clic aquí para editar.
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AutorinArchiv
Noviembre 2021
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