Mysterium ITC: IN 9 Tagen Tauchlehrer:in
Über den Kurs selber erfährt man meistens nur recht allgemeine Floskeln. Natürlich kann man nicht alles vorweg nehmen - aber vielleicht kann dieser Beitrag ein wenig helfen, sich eine konkretere Vorstellung von diesem Kurs zu machen. Und vielleicht hilft er auch bei der Diskussion um Kriterien, was einen guten ITC ausmacht. Und was wird in dem Kurs konkret gemacht?Der Kurs selber besteht aus drei Teilen: Vorträge anhören, Vorträge halten und Unterrichten im Wasser üben. Die Vorträge oder Theorieeinheiten sind als Ergänzung zu dem gedacht, was Du vorab schon gelesen hat. Was da genau passiert, kann sehr unterschiedlich sein. Wenn es dumm läuft - also dumm für diejenigen, die sich vorbereitet haben - steht da jemand und geht eine Powerpoint-Präsentation mit genau dem durch, was du schon gelesen hast. Mit etwas Glück kommt da ein bisschen echter Nährwert, zumindest mal ein paar Erfahrungsberichte dazu, manchmal aber auch nicht. Aber wenn es gut läuft, wirst du in dem Teil das erfahren, was du brauchst, um das Manual in die Praxis zu bringen. Du wirst selbst überlegen, wie du deine Kurse organisieren kannst, unterschiedliche Konzepte diskutieren, Verkaufsstrategien entwickeln, die so wenig wie möglich nerven, und eine Menge Praxistipps einsammeln können. Der andere große Teil im Trockenen sind kleine Vörträge von allen Kandidat:innen, jeweils zu einzelnen Abschnitten aus den Kursen, die ihr danach unterrichten dürft. Es sind immer nur kleine Ausschnitte, aber wir üben damit, wie man eine nette Präsentation hinbekommt. Auch hier hängt die Qualität stark vom jeweiligen Trainer ab: In manchen Kursen lernt ihr ein paar Formulierungen, mit denen man durch die Prüfung kommt, in anderen bekommt ihr jede Menge Ideen mit, wie man die Lernenden selbst aktivieren kann und echtes Interesse weckt. Geprüft wird am Ende ein Microteaching (dazu gleich mehr), aber idealerweise lernt man fürs reale Leben noch ein bisschen mehr. Im Wasser werden dann Ausildungssituationen simuliert. Jede Kandidatin schlüpft in die Rolle der Tauchlehrerin, des Assistenten oder eines Schülers, jeder kommt in jede Position. Dabei werden jeweils einzelne Skills geübt, Fehler eingebaut und korrigiert. Wenn man für den Kurs etwas mehr Zeit hat und einplant, etwas Erfahrung vorab zu sammeln, kann man das auch mal mit echten Anfänger:innen probieren - noch unter Aufsicht, natürlich. Wer die Chance dazu hat, sollte sie nutzen: So sinnvoll die Übungen sind, so überraschend ist doch auch die unglaubliche Vielfalt an Fehlern die echte Anfänger machen. Gemeinsam mit einer erfahrenen Tauchlehrerin, die im Zweifel mithelfen kann, macht man diese ersten Schritte doch sehr viel entspannter.... So weit die drei wichtigsten Teile des Tauchlehrerkurses. Aber kann man mit diesen Einzelteilen wirklich lernen, neue Taucherinnen auszubilden? Kunstform Microteaching
Briefing und Debriefing: Sugarcoating oder doch lieber klar und deutlich? Bevor es ins Wasser geht, muss natürlich erklärt werden, welche Übungen man machen wird. Diese Briefings werden zu jeder einzelnen Übung trainiert, und sie sind wichtig. Im realen Leben merken wir im Wasser, wie gut unser Briefing war - alles, was wir vergessen haben, kann der Schüler nicht wissen, und als Tauchlehrerin sieht man die Konsequenzen unmittelbar. Daher ist die Vor- und Nachbereitung der Tauchgänge ein wirklich wichtiger Teil der Ausbildung. Man lernt hier eine simple Grundregel: Sag, was wir tun werden, und warum man das braucht. Kein Mensch ist bereit, irgendwelche abstrusen Übungen zu machen, deren Sinn sie nicht versteht - so weit, so einfach. Der schwierige Teil ist dann, die einzelnen Skills zu sequenzieren und Schritt für Schritt alle Details zu erklären. Genau das hilft aber auch, die Übung dann in Demonstrationsqualität vorzuführen: Eigentlich muss man nur langsam mitsprechen, was man macht, dann stimmt auch das Tempo :-) Nach der Wassersession folgen dann die Debriefings. Gefragt ist hier, noch mal Revue passieren zu lassen, was man jetzt gemacht hat, und überall da, wo es Probleme gab, noch mal ein paar Tipps zu geben. Wie nett man das verpackt, kann man diskutieren. Wir müssen hier nicht alles in US - Manier mit einer Zuckerkruste überziehen, aber freundliche, respektvolle Kritik will geübt sein. Es sind immer viele Sachen gut gelaufen, deshalb reden wir über das, was gut funktioniert, UND das, was man noch üben muss. Nicht schwer, wirklich nicht... Unterrichtssimulation unter Wasser (Microlehrprobe)
Wie man mit Schülerinnen unter Wasser vorgeht, übt man im Kurs mit den anderen Kandidatinnen. Dabei spielen immer zwei die Schüler, eine die Assistentin und eine die Tauchlehrerin. Diese bringt die Gruppe unter Kontrolle, demonstriert eine Übung, lässt die Schüler den Skill machen, und korrigiert die Fehler. So lange, bis es einwandfrei funktioniert, und ohne die Kontrolle über die Gruppe zu verlieren. In dieser Simulation ist das größte Problem, in der Rolle als Schüler wirklich nur den einen Fehler zu machen, den man machen soll - ansonsten soll man den Skill so machen, dass man immer noch den Tauchlehrer durchsieht. Das ist ganz gut, um auf gezielte Probleme zu fokussieren: Man trainiert eine Reihenfolge an Prioritäten ein (Regler im Mund? Tarierung unter Kontrolle?). Und man poliert dabei die eigenen Skills. Was man in der Simulation nicht lernen kann ist der Umgang mit echten Anfängern. Die verhalten sich wirklich ganz anders als jede Simulation, und immer wieder anders - manche überraschen mich nach zehn Jahren in dem Beruf immer noch. Deshalb braucht man Praxis: Der Kurs alleine macht keinen Tauchlehrer. Er liefert nur eine Vorbereitung, um dann langsam, mit Zeit und Ruhe, Erfahrungen zu sammeln. Boot Camp oder Kollegialer Austausch? Ein ITC findet häufig in einem Block von 6-10 Tagen statt, in denen die Kandidat:innen den ganzen Tag zwischen Wasser und Klassenzimmer wechseln. Abends müssen dann die Vorträge und Briefings für den nächsten Tag vorbereitet werden - je nachdem, wie viel Zeit man dafür braucht, kann das ganz schön stressig werden. Irgendwann glaubt immer einer, er schafft das nicht, jeder versagt mal so richtig, und genug Schlaf bekommt man eh nicht. Und irgendwann beschleicht eine das Gefühl, dass es genau darum geht. Tut es ein Stück weit. Schon mal eine Hochsaison gearbeitet? Wenn der ITC dich schon an deine Grenzen bringt: Lass es. Trotzdem geht es eigentlich für Tauchlehrer:innen um ganz andere Dinge als darum, möglichst viel zu ertragen und auch müde und verkatert noch zu funkionieren. Es geht darum, sich für andere Menschen zu interessieren. Rauszufinden, was genau dem einen Schüler jetzt gerade so schwer fällt, und gute Ideen zu haben, wie man am besten helfen kann. Mit Kolleginnen zu reden, Zweifel zu formulieren, Tipps auszutauschen, gemeinsam weiterzukommen. Tauchen ist kein Ego-Sport, und auch die besten technischen Fertigkeiten machen noch lange keinen guten Tauchlehrer. Deshalb ist es gut, wenn der ITC nicht alleine steht. Man sollte in der Basis auch ein bisschen mitarbeiten können, Erfahrungen sammeln, ausprobieren dürfen, wie man Kurse am besten gestaltet. Echte Praxis rund um den Kurs verschafft eine Sicherheit, die nicht nur die Prüfung erleichtert, sondern dich zu einem wirklichen Profi macht. Und dann: Die Prüfung Alles läuft auf diesen einen Moment zu: Die IE, die Instructor Evaluation, die Tauchlehrerprüfung. Da muss man in kurzer Zeit beweisen, dass man jetzt echt mit Neulingen ins Wasser kann. Es ist aufregend, weil jetzt jemand, den man gar nicht kennt, dabei ist. Aber ehrlich: Eigentlich ist das der einfachste Teil des Kurses. Man darf nur nicht nervös werden: wenn bisher alles geklappt hat, dann geht es doch auch in der Prüfung. Was genau hier erwartet wird? Man hält einen Theorievortrag, macht eine Übung im begrenzten Freiwasser, eine kleine Rescue-Übung, zwei im Freiwasser, muss drei Skills einfach nur demonstrieren, eine Theorieprüfung schreiben (Multiple Choice und man darf die Standards benutzen) und einen netten Plausch mit dem Prüfer über SSI führen. Also zeigen, dass man weiß, wie das System funktioniert. Es ist wirklich einfach. Bevor das passiert, hat man längst mit der Instructor Trainerin darüber geredet, was so Stand der Dinge ist. Und wenn man lieber noch mal als Guide arbeiten und üben sollte, erfährt man das dann schon. Was macht einen guten ITC aus? ITCs sind so unterschiedlich wie die Tauchbedingungen und die Geschäftskonzepte der Ausbilder:innen. Sie können sehr unterschiedlich sein, und welcher für die eigenen Bedürfnisse am besten passt, ist nicht immer auf den ersten Blick klar. Deshalb ist anschauen, kennenlernen der Basis, in der man diesen Kurs machen möchte, wichtig.
Gut ist es, wenn die Basis Wert auf gute Ausbildung legt und alle immer weiter lernen. Wenn du ausprobieren kannst, wie das ist, nicht im Pool zu knien, sondern von Anfang an auf neutrale Tarierung zuzusteuern. Wenn du auf andere Profis triffst, die Spass daran haben, sich auszutauschen und sich gegenseitig Sachen abzuschauen. So etwas kann man spüren, wenn man länger da ist. Das mit dem "im Pool knien oder nicht" ist ein Kriterium, das man bei der Suche nach einem ITC leicht abfragen kann: Wie wird hier geübt? Knien im ITC werdende Tauchlehrer überbleit im Pool, oder wird auf Unterrichten in neutraler Tarierung gesetzt? Ein weiteres Kriterium können die Bedingungen sein: Werde ich in vergleichbaren oder besseren Bedingungen arbeiten? Üben in kristallklarem Wasser ohne Bewegung bringt nichts, wenn man danach auch mit Wellen und eingeschränkter Sicht klarkommen muss. Ob der Kurs wirklich gut war, wirst du wahrscheilich erst Jahre später wissen - eine erste Rückmeldung bekommst du aber von deinen ersten Schüler:innen. Hör auf sie, und höre nie auf, besser zu werden, dann ist der ITC irgendwann viel weniger wichtig als deine Erfahrung.
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AutorinArchiv
Noviembre 2021
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